Wasser als Kalorienburner und Schlankmacher-Wissenschaftliche Beweise fehlen
Wasser ist kalorienfrei und kostengünstig und daher das Getränk erster Wahl zur Deckungdes täglichen Flüssigkeitsbedarfs. Bislang wurde jedoch die Bedeutung von Wasser imRahmen des Gewichtsmanagements von übergewichtigen und adipösen Personen nurunzureichend untersucht.
Vereinzelte Studien gingen der Frage nach, inwieweit der Konsum von Wasser vor oder miteiner Mahlzeit das Hunger-/ Sättigungsgefühl und die Energieaufnahme beeinflusst.Abgesehen von einem sehr kurzweiligen Effekt auf das Hungergefühl konnten die wenigenvorliegenden Ergebnisse keinen Benefit des Wasserkonsums zu den Mahlzeiten belegen.[1,2]
Ein U.S. Forscherteam untersuchte jüngst die ad libitum- Energieaufnahme einer einzelnenMahlzeit, zu der entweder 360 g Wasser, Diät- Cola, Normale Cola, Orangensaft oder 1%Milch gereicht wurden. Hier zeigte sich, dass bei Aufnahme eines kalorienhältigen Getränkes(ca. 156 kcal) um zusätzlich 104 kcal mehr über die Mahlzeit aufgenommen wurden als diesbei Konsum von Wasser oder gar keinem Getränk der Fall war. Die höhereEnergieaufnahme brachte im Vergleich zu kalorienfreien Getränken kein verbessertesSättigungsgefühl mit sich. Ein geringeres Völlegefühl nach dem Essen wurde lediglich in derGruppe, die gar kein Getränk zu sich nahm, beobachtet. Ein großes Glas Wasser zurMahlzeit erzielte demnach im Vergleich zu kalorienhältigen Getränken einenEinsparungseffekt von über 200 kcal und hatte außerdem eine bessere Sättigungswirkungals gar kein Getränk. [3]
Aufgrund der spärlichen wie auch kontroversen Datenlage kann hier jedoch keine gesicherteAussage darüber getroffen werden, ob der Konsum von kalorienfreiem Mineralwasser zurMahlzeit die Energieaufnahme generell reduziert. Selbst unter der Annahme, dass keinverbesserter Sättigungseffekt durch kalorienfreies Mineralwasser zu erwarten wäre, entfälltjedoch damit zumindest der zusätzliche Energiegehalt des Getränkes selbst.
Studien zu Softdrinks haben darüber hinaus gezeigt, dass die Kompensation derzusätzlichen Energiezufuhr aus flüssigen Lebensmitteln nur unpräzise erfolgt und deshalbunabhängig vom Energiegehalt des Getränkes die gleiche Energiemenge aus festenNahrungsquellen aufgenommen wird. [4] Der generell stark ansteigende Trend zukohlensäurehaltigen und gezuckerten Softdrinks wurde bereits wiederholt mit derepidemischen Ausbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Erwachsenenin Verbindung gebracht. [4,5,6]
Eine Substitution von Softdrinks durch kalorienfreies (Mineral-)Wasser würde sichdemzufolge über den Tag gesehen in einer günstigeren Energiebilanz äußern und damiteinen möglichen Benefit für das Gewichtsmanagement von übergewichtigen Personen mitsich bringen.
Einen anderen Ansatz verfolgte ein Forscherteam der Berliner Charité, die die Wirkung desWassertrinkens auf die Thermogenese und den Energiestoffwechsel von 14 gesundenPersonen untersuchten. [7] Die Autoren Boschmann et al. berichten im Jahre 2003, dass dieAufnahme von 500 ml Wasser die metabolische Rate bei Männern und Frauen um 30%ansteigen lässt. Auf Basis ihrer Berechnungen schätzen die Autoren, dass tägliches Trinkenvon 1,5 Liter Wasser zu einem Anstieg des Energieumsatzes um ca. 50 kcal pro Tag führt.Auf ein gesamtes Jahr hochgerechnet könnten damit in etwa 17 400 kcal mehr – dasentspräche dem Energiegehalt von 2,4 kg Fettgewebe- verbraucht werden, schlussfolgernBoschmann et al.
[Anm.: Im Abstract der Publikation und in populärwissenschaftlichen Beiträgen sprechen dieAutoren sogar von einem erhöhten Umsatz von 100 kcal bei Konsum von 2 L Wasser, waseinem jährlichen Mehrverbrauch von 34000 kcal und dem Energiegehalt von 4,8 kgFettgewebe gleich zu setzen wäre.]
Zu einem anderen Ergebnis kommen die Wissenschafter Brown et al. von der UniversitätFreiburg/ Schweiz, die in einer jüngst veröffentlichten Studie keinen Beweis für einenthermogenetischen Effekt von destilliertem Wasser bei Raumtemperatur fanden. DieAbkühlung des Trinkwassers auf 3 °C verursachte lediglich einen geringen Anstieg desEnergieumsatzes von 4,5 % nach 60 min. Die Autoren weisen weiters darauf hin, dass sichdieses Ergebnis mit eine Reihe von früheren Untersuchungen deckt, die ebenfalls keinenoder wenn nur sehr bescheidenen Effekt von Wasser auf den Ruheenergieverbrauchbeobachten konnten. Brown et al. halten abschließend fest, dass die Rolle von Wasser alsthermogenetisch wirkende Kraft im Gewichtsmanagement der Adipositas stark anzuzweifelnist.
Zusammenfassung:
Insgesamt betrachtet spricht eine Reihe von Argumenten dafür, dass der Ersatz von
kalorienreichen, gezuckerten und kohlensäurehältigen Softdrinks durch(Mineral)Wasser als effektive Zusatzmaßnahme in der Prävention wie auch zurGewichtsabnahme von übergewichtigen und adipösen Personen dienen könnte.Sensationsmeldungen, die eine Gewichtsabnahme durch Wasser per se versprechen,sind jedoch aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.
Literatur:
[1] Roll B, Bell E, Thorwart M. Water incorporated into a food but not served with a food
decreases energy intake in lean women. Am J Clin Nutr 1999;70:448-55.
[2] Holt SH, Sandona N, Brand- Miller JC. The effects of sugar free vs. sugar-rich beverageson feelings of fullness and subsequent food intake. Int J Food Sci Nutr 2000;51:59-71.
[3] Della Valle DM, Roe LS, Rolls BJ. Does the consumption of caloric and non- caloricbeverages with a meal affect energy intake? Appetite 2005;44:187-93.
[4] Ludwig DS, Peterson KE, Gortmaker Sl. Relation between consumption of sugarsweetened drinks and childhood obesity: a prospective, observational analysis. Lancet2001;357:505-8.
[5] Mrdjenovic G, Levitsky D. Nutritional and energetic consequences of sweetened drinkconsumption in 6- to 13- year-old children. J Pediatr 2003;142;604-10.
[6] Schulze M, Manson J, Ludwig D. Sugar-Sweetened Beverages, Weight Gain, andIncidence of Type 2 Diabetes in young and Middle-Aged Women. JAMA 2004;292:927-934.[7] Boschmann M, Steiniger J, Hill U et al. Water- Induced Thermogenesis. J Clin EndocrinolMetab 2003;88:6015-6019.
[8] Brown CM, Dullo AG, Montani JP. Water-Induced Thermogenesis Reconsidered: TheEffects of Osmolarity and Water Temperature on Energy Expenditure after Drinking. J ClinEndocrinol Metab 2006;3598-602.
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